Ein Interview mit Matthias Friese, Partner bei XPRESS Ventures | FIEGE
Was denken unsere Mitglieder über den Mittelstand? Welche Probleme sehen sie? Wo kann der Maschinenraum helfen und welche Projekte setzen sie gemeinsam mit uns um?
interview | 15.06.2020
Lieber Matthias, erzähl uns doch bitte ganz kurz etwas über Dich und Fiege Logistik?
Mein Name ist Matthias Friese und ich leite den Company Builder XPRESS Ventures des Familienunternehmens Fiege Logistik, das von Jens und Felix Fiege in 5. Generation geführt wird. Fiege Logistik ist ein über 150 Jahre altes international agierendes, sehr innovatives Logistikunternehmen und aktuell der führende Kontraktlogistiker Europas.
Ich bin seit über 10 Jahren im Digitalgeschäft unterwegs und habe mich davor unter anderem bei Project A und Rocket Internet sehr intensiv mit digitalen Geschäftsmodellen beschäftigt und auch eine eigene Beratungsfirma im Bereich Deep Tech gegründet. Ende letzten Jahrs bin ich dann mit Fiege Logistik in Kontakt gekommen und war sofort begeistert. Nun habe ich die Mission, gemeinsam mit Fiege Logistik die Digitalisierung im Unternehmen und der Logistikbranche weiter voranzutreiben.
Warum ist der Mittelstand so wichtig für Deutschland?
Der deutsche Mittelstand ist in seiner Konnektivität und Komplexität als produzierendes Land mit den gleichzeitig sehr hohen Qualitäts-Standards einzigartig auf der Welt. Das Label "Made in Germany" hat ein großes Wertschöpfungs- und Qualitätsmerkmal und wir sind unseren Mitbewerbern in der EU in diesem Punkt meilenweit voraus. Das Ziel des Mittelstands sollte es deshalb sein, auch zukünftig weiter wettbewerbsfähig zu bleiben. Das gelingt aber nur mit einer Konsolidierung und der Kooperation der zweiter Welten - Startups und Mittelständler. Separation tut nicht nur der Politik, sondern auch der Wirtschaft nicht gut. Dafür braucht es dann aber einen Mittler, der die beiden Welten aneinander heranführt und genau hier kommen wir ins Geschehen.
Wo steht der Mittelstand, wenn es um Innovation und Digitalisierung geht? Was sind die größten Herausforderungen?
Ich verfolge die steile These, dass der Mittelstand unser Silicon Valley ist, wir wissen es nur noch nicht. Wir haben gute Leute, gute Möglichkeiten. Jetzt geht es darum, diese Leute zu fördern und das Potential auch endlich zu nutzen. Man muss die Leute an die Hand nehmen und sie auf dieser Reise begleiten. Und hier kommt die jahrzehntelange Erfahrung ins Spiel, die ein Mittelstandsmanager hat. Wir brauchen sie, um künftige Produkte zu bauen. Ganz gleich, wie viele Kooperationen wir eingehen, Erfahrung kann man nicht substituieren. Die oben angesprochene Schnittstelle zwischen Startup und Mittelstand sorgt entsprechend für die nötige Kopplung von Expertise und Effizienz auf Seiten der Startups und Markterfahrung auf Seiten des Mittelstands.
Warum ist der Maschinenraum so wichtig? Wie kann er helfen?
Der Maschinenraum hilft bei der Konsolidierung und ist für mich genau der richtige Raum für Mittler, den beide Welten brauchen. Es ist doch so, dass die vergangenen Jahre eindrucksvoll bewiesen haben, dass die ganzen Inkubatoren und Akzeleratoren einen faden Beigeschmack haben, denn sie führen leider oftmals nicht zur erhofften Digitalisierung des Kerngeschäfts. Wahrscheinlich auch deshalb, weil Digitalisierung inmitten der Konzernzentrale nicht funktionieren kann. Konzerncontrolling und Startups sind einfach nicht miteinander kompatibel - zumindest in der ersten Phase.
Und hier kommt der Maschinenraum ins Spiel. Er ist Impulsgeber und Taktstock für die innovationsgetriebenen Mittelständler, die im Maschineraum sitzen und schafft eine neue Umgebung, in der die dringend benötigten Impulse von außen auf fruchtbaren Boden fallen. Er vernetzt uns außerdem innerhalb der eigenen Bubble. Wir sollten uns klar machen, dass wir die digitale Transformation des Mittelstands nur meistern können, wenn wir – analog zu Startups – unser eigenes Ökosystem aufbauen. Zusammen können wir ein Momentum kreieren, das beinahe zu einem unfairen Wettbewerbsvorteil führt. Wenn wir zusammen und nicht gegeneinander arbeiten, sind wir unfassbar stark.
Welches Projekt setzt ihr im Maschinenraum um?
Wir sind mit unserem Company Builder XPRESS Ventures im Maschinenraum ansässig und sammeln dort die vielen Ideen, die innerhalb der Konzerngruppe zustandekommen und kanalisieren sie entsprechend. Kurz gesagt schöpfen wir Ideen ab, die wir dann im Maschinenraum mithilfe der Expert*innen validieren und testen, sodass daraus im Idealfall neue, eigene Firmen entstehen können.
Das Beste am Maschinenraum in einem Satz?
Der Maschinenraum ist der optimale Standort mit der optimalen Arbeitsplatzgestaltung, mit einem sehr innovativ denkenden Team, das sehr gute Verbindungen zum Mittelstand hat.