Interview mit Jill Thesen (BDI) und Christoph Stemmler (acatech)
„HySupply – Bauzeichnung für eine deutsch-australische Wasserstoffbrücke“
interview | 23.04.2021
Immer öfter ist über Wasserstoff als Energieträger der Zukunft zu hören und zu lesen: Viessmann etwa will damit Heizungen klimafreundlicher machen, das Next Mobility Accelerator Consortium LKWs. Doch wie kann der Bedarf an Wasserstoff gedeckt und wie können darauf basierende, nachhaltig funktionierende Geschäftsmodelle entwickelt werden?
Im Rahmen des Projekts „HySupply“ loten acatech – die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften – und der BDI, der Bundesverband der deutschen Industrie, gemeinsam mit einem australischen Konsortium Wasserstoff-Kooperationsmöglichkeiten zwischen Deutschland und Australien aus. Jill Thesen, Projektreferentin beim BDI, und Christoph Stemmler, wissenschaftlicher Referent bei acatech, koordinieren das Projekt dabei auf deutscher Seite – vom Maschinenraum aus.
Wir haben mit ihnen über das „HySupply“-Projekt, Blicke über den Tellerrand sowie über das Thema Wasserstoff gesprochen.
Jill, Christoph – warum brauchen wir Wasserstoff aus Australien?
Jill: Die Energiewende in Deutschland hat sich bisher vor allem auf Strom aus erneuerbaren Energien konzentriert. Strom ist aber nur ein kleiner Teil des Energiesystems. Über 80 Prozent unserer Energie kommt nach wie vor aus fossilen Quellen, insbesondere in den Bereichen Industrie, Verkehr und Gebäude. Wasserstoff aus der Elektrolyse von Wasser, die durch erneuerbaren Strom betrieben wird, kann dazu beitragen, auch diese Bereiche zu defossilisieren.
Christoph: Ohne Importe wird das aber kaum gelingen. Das liegt vor allem daran, dass wir in Deutschland beim Ausbau von Wind- und Solaranlagen noch nicht so weit sind, um die benötigten Mengen an erneuerbaren Strom herzustellen. Deshalb bietet sich ein sonnen- und windreiches Land wie Australien als Kooperationspartner an, um Wasserstoff in großen Mengen wesentlich günstiger herzustellen und nach Europa und Deutschland zu liefern.
Welche Rolle spielt dabei das „HySupply“-Projekt?
Christoph: Mit dem Projekt „HySupply“ wollen wir gemeinsam mit australischen Partnern untersuchen, wie eine Wertschöpfungskette für erneuerbaren Wasserstoff zwischen beiden Ländern aussehen kann. Von Erzeugung in Australien über Schiffstransport bis hin zur Verteilung und Nutzung in Europa und Deutschland. Unser Ziel ist es, die Bauzeichnung für eine Wasserstoffbrücke zwischen beiden Ländern zu liefern. Damit wollen wir dazu beitragen, den Weg für einen globalen Wasserstoffmarkt zu ebnen.
Jill: Wie diese Wasserstoffbrücke aussieht, können wir aktuell noch nicht sagen. Für die deutsche Industrie ist auf jeden Fall wichtig, dass ausreichende Mengen an klimaneutralem Wasserstoff zeitnah zu wettbewerbsfähigen Preisen zur Verfügung stehen. Nur so kann die Wirtschaft klimaneutral werden, ohne dass wichtige Wertschöpfungsketten der Industrie verloren gehen. Den Unternehmen bietet eine solche Brücke gleichzeitig große Potenziale, um deutsche Wasserstoff-Technologien zu exportieren.
Wie seid ihr beide zum Thema und zum Projekt gekommen?
Jill: Ich habe Environmental Planning an der TU Berlin studiert und bin 2019 über meine Masterarbeit zur Glaubwürdigkeit der Energiepolitik Australiens sowie durch meine studentische Projektassistenz bei adelphi zum Thema Wasserstoff zum BDI gekommen. Australien war im Vorgängerprojekt „Wege in die Energiezukunft“ eines der Länder, das acatech und der BDI untersucht haben.
Christoph: Ich habe 2017 bei acatech als Werkstudent angefangen und bin seitdem in verschiedenen Positionen und Bereichen bei acatech tätig, insbesondere für die Themen Mobilität und Energie. Zusammen mit Jill habe ich ebenfalls am Vorgängerprojekt mitgearbeitet und freue mich daher, dass wir so ein großartiges Projekt auf die Beine gestellt haben. Ich habe Environmental Policy and Planning an der TU und FU Berlin studiert.
Thematisch passt ihr ebenso gut in den Maschinenraum, der als geteiltes Innovations-Ökosystem ja verschiedene Organisationen aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammenbringen will. Was schätzt ihr an diesem Umfeld?
Christoph: Erst einmal war uns wichtig, dass wir kurze und schnelle Wege haben, um als Projektteam eng und effizient zusammenarbeiten zu können. Zwar macht Corona die Sache etwas schwerer, aber durch das Hygienekonzept des Maschinenraums können wir die Räume bei Bedarf dennoch gut nutzen.
Jill: Der Blick über den Tellerrand ist uns ebenfalls wichtig: Einfach mal mit Experten und Expertinnen aus anderen Fachgebieten zu sprechen und dadurch einen völlig anderen Blick auf unser Thema zu erhalten, ist bereichernd. Durch das offene und transparente Konzept des Maschinenraums kommt man leichter ins Gespräch.
Wie reagieren die anderen Mitglieder auf eure Arbeit?
Christoph: Wir merken in den Gesprächen, dass inzwischen fast jeder etwas von Wasserstoff gehört hat. Leider können wir nicht vorhersagen, in welche Wasserstoffaktien man investieren sollte – sorry! (lacht). Neben dem wachsenden Interesse an Themen rund um die Energiewende merken wir aber auch, dass es noch viel Erklärungsbedarf rund um die Bedeutung von globalen Wasserstoffpartnerschaften gibt. Das motiviert dann natürlich nochmal, das Thema voranzubringen.
Zum Schluss die Frage: Was ist das Beste am Maschinenraum?
Jill: Neben den Vernetzungs-Möglichkeiten machen die moderne Architektur und das offene Design den Maschinenraum zu einem perfekten Begegnungsort, egal ob zum Arbeiten, für Events oder für ein Feierabendbier.
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